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Meine Reiseberichte
#61
Liebe Reisefreudige!

Mein zweiter Anlauf, um ein paar entspannte Urlaubstage zu genießen, führten Hexlein und mich mal wieder an die Mosel. Das Wetter war bestens und somit schmeckte auch der Wein und die Stimmung war gut.
Kaum angekommen, hatte mich jedoch das Jagdfieber ereilt und ich suchte in Traben- Trarbach den mir bekannten Trödlerladen auf. Er hatte sich in Vereinsräume umgewandelt und es hausen dort die Ritter, basteln sich Helme und Kettenhemden, von Korseletts, auch eine Art Panzer, keine Spur mehr!

Dafür fand ich in der Nähe des Brückentors einen kleinen Gebrauchtwaren- Hofladen. Es hingen dort auch Klamotten herum. Die Mutti, welche sich dort wahrscheinlich ihr Hartz IV aufbessert, beäugte mich argwöhnisch und fragte zweifelnd gegen: „Miederwäsche; wer kauft denn gebrauchte Miederwäsche? So was habe ich nicht, das schmeißen wir immer gleich weg, wenn ein Haushalt aufgelöst wird!“

Als wir durch die kleinen Winzerorte pilgerten, sah man selten mal einen behangenen Wäscheständer. Verwaschene voluminöse Büstenhalter waren neben T-Shirts und Arbeitskleidung die seltene Ausnahme und nicht gefahrlos abzulichten. Trotzdem ging mit mir oft die Fantasie durch, wenn ich ältere kleine Häuschen und Speicher sah, mit uralten Gardinen und im Vorgarten noch ein Muttchen in Nylon- Kittelschürze werkelte. Was lag da vielleicht noch in morschen Kommoden gut abgelagert…? Anerzogene Sparsamkeit aus der Not heraus, lässt bei dieser Generation auch keine Verschwendungssucht vermuten und so werden Unterrock und Hüftgürtel, auch wenn sie für den Kirchgang schon zu schäbig geworden, sicher noch lange bei Arbeiten in Garten und im Weinberg hingelumpert, bevor sie dann x- mal geflickt doch durch die Esse wandern.
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[Bild: rjVIsT2z.jpg] [Bild: qWjzmG8Z.jpg]

In Pünderlich lag im Rinnstein der Uferpromenade dieser vergammelte Damenstrumpf, oder Kniestrumpf. So recht konnte ich es nicht ausmachen, hatte schon ob der vielen Radfahrer Mühe ein Foto zu schießen. An jedem Campingplatz vielen mir mindestens ein bis zwei Kleidercontainer auf. Ob die da stehen, weil so viele niederländische Damen ihre verschwitzte Unterwäsche gleich entsorgen und gar nicht erst zum Waschen wieder mit in die Heimat nehmen? Zwei Fahrrad fahrende stramme Korseletts konnte ich ausmachen, sonst blitzten nur BH- Träger und feuchte Seitenteile. Kein Wunder bei der Hitze.

Auch Trier statteten wir einen Besuch ab und pilgerten nach Dom, Schloss und „Porta Nigra“ zu „Kaufhof“, „Karstadt“ und „C&A“. Die Qualität, was die angebotenen Sets aus BH und Miederslip, sowie Korseletts und Miederhosen betraf, lies in genau dieser Reihenfolge drastisch nach. Für mich war es nur ein Schautag, denn auch die verlockendsten Früchte konnten anhand ihres Preises meine Vernunft nicht bezwingen und Hexlein wollte ja jeden Tag noch was zum Essen haben.

Auch Neumagen – Dhron wurde von uns besucht, jedoch nicht wegen des Römerschiffes. Bei der Suche nach einem Parkplatz war mir ein Karton mit Kleidung und güldenen Damensandaletten aufgefallen, der vor einem kleinen Laden stand. Doch zuvor musste das mürrische Raubtier gefüttert werden und damit ich mir nicht gänzlich dessen Unmut zuzog, ging es zuvor in die Straußwirtschaft. Irgendwie wollen immer alle Westeuropäer und „Wessis“ hören, wenn sie hören, dass man nicht aus dem Land der goldenen Eier stammt, wo man her kommt und das man voller Jubel ist, nun befreit, man bekommt den Eindruck durch sie und nicht durch die friedliche Revolution des DDR- Volkes, vom ständigen Kartoffelfraß und Lumpen tragen, beglückt ist sich ausbeuten zu lassen. „Freiheit in Verantwortung…“, Ihr kennt die Plattitüde?
Und danach klagen sie wie alle Deutschen, wie schlecht es ihnen geht und wie politverdrossen sie doch sind, um dann doch das Bewerte, die Mutti aus der Zone zu wählen… Da wird mir die Weinschorle sauer!
Als wir dann endlich den Karton erreicht hatten, Römerstraße, Nähe Kaffeegasse musste ich feststellen, dass meine Kamera noch im Auto lag und der Laden gemischt zu sein schien, es dort eher Handarbeitsware, Wolle, Papierwaren zu kaufen gab und im Karton nur Oberbekleidung und dieses eine Paar Sandaletten lag. Ich zögerte, wir gingen weiter, ich zögerte wieder und ging zurück, mit der Billigung meiner Weggefährtin, die sicher als Einzige begriff welcher Kampf da in mir vorging.
Der Laden war klein, schien überfüllt und war unübersichtlich, es schien dort alles außer Gebrauchtwaren zu geben. Eine freundliche Frau um die 50 begrüßte mich und ich fragte, ob sie denn auch noch andere gebrauchte Kleidung im Angebot hätte. Sie verneinte und sagte mir, die Sachen im Karton wären von ihrer Nichte, zu schade zum Wegwerfen und sie versuche sie noch zu versilbern.
Was ich denn suchen würde, ich sagte: „Miederwäsche, so Hüftgürtel und Miederhosen, alles im guten alten Stil“. Da schien sie aufzuhorchen und fragte sofort was ich denn damit machen würde. Ich sagte: „Sammeln und mich an den Relikten einer vergehenden Zeit erfreuen. Ich habe mehrere Tausend davon“.
Man sah förmlich wie sie die Hirnströme durchkreuzten und ich glaube mich zu erinnern, dass sie einen Vorhang in der Ecke hinter sich aufzog. Nun viel mein Blick auf zehn oder zwölf Schachteln von „Triumph“, vermutlich gut abgelagert. Da hätte sie noch Miederhosen und so Einteiler, „Panzer“, wie man immer gesagt hat. Fluchs legte sie mir eine „Doreen elastic HT“ in Haut vor und ich machte die Stoffprobe. Ich sagte: „Schön, die sind ja aber noch neu und für mich kaum bezahlbar. Ich kaufe doch bei meinen Mengen lieber in Gebrauchtläden und Sortierwerken“. Sie wollte mir entgegen kommen und bei 7,50 für eine Miederhose und 15,- EUR für ein Korselett war aber auch ihre Untergrenze erreicht. Ich zögerte und wollte schon gehen, da zog sie noch eine Schachtel hervor und schüttelte, aus einer eine weiße Miederhose versprechenden Schachtel, einen Hüfthalter in Haut hervor. Wir waren beide erstaunt und nun war mein Widerstand gebrochen. Sie schien glücklich etwas verkaufen zu können und ich etwas gerettet zu haben. Danach ergab sich noch ein kurzes Miedergeplänkel mit ihrer Erinnerung an diese raffinierten und verspielt designten Gebrauchskleider und deren Haltbarkeit, im Gegensatz zum heutigen Billig- BH und Slip…
Draußen im Schatten, hatte geduldig das Hexlein gewartet und freute sich über den gut gestimmten Karl.
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[Bild: U0XgHvZK.jpg] [Bild: mlFY0lqo.jpg]

In Trarbach schauten wir gelangweilt im Kik vorbei, weil ich mal nach einer leichten Jacke Ausschau hielt. Dabei stieß mir ein Miederhöschen ins Auge und nach der Stoffprobe war ich von seiner ausgezeichneten Kuschelfähigkeit überzeugt, stellte mir vor wie es bei seinem Preis von der nächsten radelnden Niederländerin auf dem Sattel geschunden und alsbald als Einmalunterwäsche in den nächsten Kleidercontainer gesperrt würde. Ich kaufte es und trank einen Schoppen weniger.
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[Bild: 1uXgFVXj.jpg] [Bild: VipgdFx3.jpg]

Wieder zu Hause angekommen, hatte ich die unverhoffte und äußerst seltene Gelegenheit zu einer Schrankkontrolle bei meiner Schwester. Ihr Wäschefach sah sehr aufgeräumt aus und beinhaltete neben Nachthemden, drei Stapel BHs und Höschen aus Baumwolle. Ich begann mir schon ernsthaft Sorgen zu machen. Dann fand ich es doch, das leichte Korselett und eine neue modernere Miederhose. Da musste auch noch eine schwarze da sein, die war jedoch nicht auszumachen. Ganz zu unters tauchte dann noch ein weißes mir bekanntes Miederhöschen auf, was schon etwas in die Jahre gekommen ist. Und auch meine Schwester ist schon etwas in die Jahre gekommen, wird schusselig, denn sie wird feststellen, dass sie es wohl verlegt hat. Oder hatte sie es doch beim letzten Ausmisten schon mit entsorgt?
LG von Karl, der Sonntag wieder ins Exil geht.
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