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Meine Karfreitagswäsche
#5
böse fee schrieb:Die Hose ist nicht neu und mehr als zehnmal getragen worden.

Hallo, böse Fee,

Ich kann nicht erkennen, ob das nette Höschen nicht noch waschbar wäre und noch viele Male getragen werden könnte; es wirkt einfach nicht abgenützt. Vielleicht ist es Dir aber unbequem. Die besterhaltensten Unterhosen sind bei mir immer die unbequemsten Face-with-tears-of-joy .

böse fee schrieb:Vor Feuer habe ich einen riesen Respekt. Einmal hätte ich fast ein Haus abgebrannt, natürlich aus Versehen, einmal hätte ich fast mein ganzes Gesicht verbrannt. Gas und flüssige Brennstoffe und offene Feuer finde ich furchteinflößend. Aber der Gedanke, dass man die Sachen in einem relativ sicheren Holz- oder Kohleofen einfach einwerfen könnte, der gefällt mir, weil die Vernichtung so bequem ist. Auch ein ganzes Wäschebündel kann man so ohne Aufwand entsorgen, wenn man keine Muße zum Schnippeln hat.

Du hast so extrem gefährliche Situationen mit Feuer erlebt, dass ich Dir nicht im Blödelton raten will, Kontakt mit einem Vertreter für Kaminöfen aufzunehmen, so wie im Fall der Müllpresse Winking-face . Wie war denn das, bist Du Vertreterin für Tupperware Winking-face Face-with-tears-of-joy ?
Auch wird man beim Kauf eines solchen Ofens darauf hingewiesen, daß man in ihm nur ganz wenige Brennstoffe verheizen darf; Textilien und Schuhe sind eigentlich tabu. Aber es kaufen sich sicher viele Leute solche Öfen, um genau das zu tun. Es gibt auch im Internet Leute, die das machen, es sind meist kommerzielle Seiten von Frauen, die luxuriöse Schuhe, Lederkleidung u. v. a. verbrennen und davon Videos verkaufen (auf Nylons bin ich noch nicht gestoßen Face-with-tears-of-joy ). Eine Verlinkung zu solchen Seiten ist regelwidrig.
Der Kaminkehrer merkt es auch, wenn Müll im weitesten Sinn im Ofen verbrannt wurde und kann unangenehme Schritte einleiten. Aber ich will hier jetzt nicht den Miesepeter spielen.

Gestern, am Ostermontag, haben wir meine Schwägerin besucht. Bei ihr auf dem Land wandert noch immer alles, was brennbar ist, so wie früher in den Ofen oder in den Küchenherd.
Dort erlebte ich auch meine bisher erste und einzige Verbrennung einer Strumpfhose, die ganze Szenerie ist mir lebhaft in Erinnerung geblieben. Wir waren damals noch sehr jung verheiratet, die Sache ist also etwa 19 Jahre her. Zu einem gemeinsamen Ausflug an einem sonnigen Oktobertag fuhren wir zunächst zu meiner Schwägerin. Sie war noch nicht ganz fertig, kam aber schon bald in einem schönen Kleid und Pumps mit höheren Absätzen, als ich erwartet hätte, in die Wohnküche zurück. Dazu trug sie eine optisch durchaus ansprechende graphitfarbene Strumpfhose, die aber zweifellos aus faltenfreiem Stretch-Material war. In den Händen hielt sie allerdings zwei leere Karton-Strumpfpackungen – eine von „Nur Die Color“ (die sie angezogen hatte) und eine „Bellinda“, sowie die aus letzterer Packung stammende hauchdünne seidige Strumpfhose; die hatte sie zusammengeknüllt, und die Beinlängen baumelten ein wenig herab. „Schaut nicht so kritisch“, meinte sie zu uns, „die schönere Strumpfhose hat sich nicht anziehen lassen und ist mir gleich beim ersten Fuß zerrissen. Jetzt kommt sie halt in den Ofen, den stören Laufmaschen nicht!“ Schnurstracks ging sie auf den Küchenherd zu und hebelte routiniert den Deckel inmitten der Ofenplatte auf. Hörbar zerdrückte sie in der Hand die beiden Packungen aus Karton und Zellophan und ließ sie mitsamt der zarten Bellinda-Strumpfhose ins Feuer fallen. Der Umstand, daß die Flammen alles akzeptierten, entlockte ihr ein Schmunzeln, und daß sie mit einem „Mach’s gut!“ die Öffnung in der Herdplatte wieder schloss, fand ich geradezu boshaft. Entsprechend seltsam muss ich dreingeblickt haben, und sie fragte mich auch gleich ganz erstaunt: „Was schaust Du denn so komisch? Natürlich, das dürfte man gar nicht mehr machen, wegen der Umwelt … . Aber wer rennt denn gleich ins Freie zur Mülltonne, wenn’s so viel schneller geht. Ich mach’s immer so. Kaputte Strumpfhosen haben halt schlechte Karten, bei Euch kommen sie ja auch ins Heizkraftwerk mit dem ganzen Dreck.“ Plötzlich aber dämmerte es ihr, und mit einem etwas schrilleren Lachen als gewöhnlich – so schien es mir wenigstens – fragte sie mich: „Ich glaub fast, sie hat Dir jetzt leid getan, die Strumpfhose, dass sie verbrennen musste? Ich find, sie hat’s verdient. Gleich kaputtgehen beim Anziehen, das mag ich überhaupt nicht.“ Und sie öffnete extra für mich nun die vordere Herdtür und meinte: „Schau, jetzt ist sie schon fort! Sie hat’s schon überstanden und ärgert mich nicht mehr!“ Wie ferngesteuert lief ich die paar Schritte, um in den Ofen zu schauen. Tatsächlich, von der Strumpfhose konnte ich nichts mehr erkennen, allenfalls von den beiden Packungen schienen noch verkohlt-rußige Reste dahinzuwabern.
Meine Frau lachte und sagte: „So tät ich am liebsten meine Strumpfhosen loswerden, so wie früher, als ich noch allein und frei war. Immer muss mein Mann jetzt ein Wörtchen mitreden, ob sie endlich in den Müll dürfen. Aber wenigstens sorgt er immer für ausreichenden und guten Nachschub, so wie die jetzige.“ Dabei hob sie ihr Kleid sehr hoch, um ihre Schwester die kaffeebraune seidige Strumpfhose mit dem knappen dreieckigen Höschenteil begutachten zu lassen. Die hatte tatsächlich ich besorgt, wie so viele andere auch; es war eine von C & A, die dann aber nicht sehr lange hielt. Meine Schwägerin meinte zu mir, dass ich meine Frau aber gut erzogen hätte, wenn sie ihre Strumpfhosen nicht mehr so schnell wegwerfe. Sie sei von allen drei Schwestern ja immer die pingeligste gewesen, beim kleinsten Schaden mussten ihre Beinhüllen ins Feuer, lieber zu früh als zu spät sei ihr Motto gewesen.

Für den Moment viele liebe Grüße
Dein gustavsson
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