22.03.2015, 06:49
Liebe Leser!
Wer Karl etwas kennt, der weiß, dass er auch mit zunehmenden Alter, mit wachen Augen durch die Lande streift und eigendlich immer auf der Jagd nach Eindrücken und auf Beute ist. Sollte das mal aufhören ist er sicher verendet, merkt es glücklicher Weise jedoch nicht mehr.
Am Samstag waren Hexlein und ich in Sondershausen flanieren. Die Innenstadt zeigt sich nur noch in 25 Prozent ihrer ehemaligen Geschäftigkeit. Wen wundert es, Thüringen gilt ja ohne hin als "Wolfserwartungsland" und dennoch haben uns die Niedersachsen jetzt wohl den Rang abgelaufen. Nach einem geruhsamen Spaziergang im Schlosspark ging es noch durch die ruhige Innenstadt in eine Kaffeestube und danach weiter in Richtung Marktplatz.
Wie, was , wo, während mein Hexlein sich die Nase am Schaufenster einer Boutique platt drückte und von Klamotten zu träumen begann, die sie sich ohnehin nicht leisten kann, viel ein paar Schritte hin, mein Blick auf scheinbar gebrauchtes Textilgut, was auf Ständern im Winde sich wog, vor einem größeren Laden, den ich noch als Lebensmittelmarkt in Erinnerung hatte. Ich schielte durch eines der Schaufenster und sah auch anderes Gebrauchsgut, das ermutigte mich und ich ließ das Hexlein mit den Worten: "Da muss ich jetzt aber mal unbedingt rein!", auf der Straße stehen. Ich hatte sogleich einen Reklamezettel in der Hand 'Sozialkaufhaus – Haus der "1000 kleinen Dinge" Bezugs- oder Berechtigungsscheine sind nicht erforderlich!!!', nicht wie in Naumburg. Ein Kunde suchte etwas in der Hauswarenecke und eine ältere Dame, vermutlich die Bedienung, sortierte in der Mitte des Ladens. Ich erbot den Tagesgruß und machte mich in den Ecken auf die Suche, weil ich sofort Witterung aufgenommen hatte, obwohl das Geschäft sicher noch sehr neu war, weil der typische Lumpengeruch solcher Lokale noch nicht zu erschnüffeln war. Links in einer dunklen Ecke fand ich ein Steckregal mit Damenunterwäsche und wühlte mich durch Dutzen von Dutzendbüstenhaltern und Miederslips Marke "Wochenmarkt". Dann fand ich doch noch drei wirkliche Miederhosen und begab mich zur Kasse. Die ältere Dame nahm mir die Miederhosen ohne Argwohn ab und schaute auf die Wäscheschildchen, auf denen kleine Preisschilder mit erschwindelnden "2,-€" klebten.
IMG_5972 - IMG_5974
"Buh, drei für sechs!", schoss es mir sogleich in den Magen, aber ich hatte mich bereits in die Lumpchen verliebt und während der Wicht mir unaufhörlich zuraunte: "Mitnehmen, kauf sie , Frauen haben sie in die Lumpen geworfen, du musst sie retten, kauf sie, fühl wie kuschelig sie sind, ich will sie!", da drang die Frage: "Na, ist das auch die richtige Größe?", ernüchternd an mein Ohr. Ich lächelte mein Gegenüber verbindlich an und erwiderte: "Das passt schon, wissen sie, ich zieh die Dinger nicht an, ich sammle sie nur mit Begeisterung!" Die Dame schien das in keiner Weise zu irritieren und sie nahm mir die sechs Euronen dankend ab. Nun war es Zeit nachzusetzen: "Sie bekommen die Sachen sicher aus Haushaltsauflösungen? Ich bin auch an Hüfthaltern und Strumpfhaltergürteln interessiert." - "Ja, so was war auch schon mal dabei." - "Das muss auch nicht mehr tragbar sein, ich nehme es eventuell auch wenn es zerlumpt ist, oftmals sind die Strumpfhalter ja schon abgeschnitten, oder die Nähte sind aufgegangen..." - "Kein Problem, wenn ich das weiß, das sie so etwas suchen, aber das liegt dann hier vorn unter der Kasse." - "Ich würde dann alle paar Wochen mal nachfragen?" - "Gern!" Und immer noch schaute sie mich an, als ob ich sie nach einer Flasche Milch gefragt hätte. Ich bedankte mich und fand mein Hexlein in der Nachmittagssonne wieder. Hoffentlich werden die zerlumpten Wonnefetzen nicht teurer als ihr einstiger Ladenpreis...
LG, Karl
Wer Karl etwas kennt, der weiß, dass er auch mit zunehmenden Alter, mit wachen Augen durch die Lande streift und eigendlich immer auf der Jagd nach Eindrücken und auf Beute ist. Sollte das mal aufhören ist er sicher verendet, merkt es glücklicher Weise jedoch nicht mehr.
Am Samstag waren Hexlein und ich in Sondershausen flanieren. Die Innenstadt zeigt sich nur noch in 25 Prozent ihrer ehemaligen Geschäftigkeit. Wen wundert es, Thüringen gilt ja ohne hin als "Wolfserwartungsland" und dennoch haben uns die Niedersachsen jetzt wohl den Rang abgelaufen. Nach einem geruhsamen Spaziergang im Schlosspark ging es noch durch die ruhige Innenstadt in eine Kaffeestube und danach weiter in Richtung Marktplatz.
Wie, was , wo, während mein Hexlein sich die Nase am Schaufenster einer Boutique platt drückte und von Klamotten zu träumen begann, die sie sich ohnehin nicht leisten kann, viel ein paar Schritte hin, mein Blick auf scheinbar gebrauchtes Textilgut, was auf Ständern im Winde sich wog, vor einem größeren Laden, den ich noch als Lebensmittelmarkt in Erinnerung hatte. Ich schielte durch eines der Schaufenster und sah auch anderes Gebrauchsgut, das ermutigte mich und ich ließ das Hexlein mit den Worten: "Da muss ich jetzt aber mal unbedingt rein!", auf der Straße stehen. Ich hatte sogleich einen Reklamezettel in der Hand 'Sozialkaufhaus – Haus der "1000 kleinen Dinge" Bezugs- oder Berechtigungsscheine sind nicht erforderlich!!!', nicht wie in Naumburg. Ein Kunde suchte etwas in der Hauswarenecke und eine ältere Dame, vermutlich die Bedienung, sortierte in der Mitte des Ladens. Ich erbot den Tagesgruß und machte mich in den Ecken auf die Suche, weil ich sofort Witterung aufgenommen hatte, obwohl das Geschäft sicher noch sehr neu war, weil der typische Lumpengeruch solcher Lokale noch nicht zu erschnüffeln war. Links in einer dunklen Ecke fand ich ein Steckregal mit Damenunterwäsche und wühlte mich durch Dutzen von Dutzendbüstenhaltern und Miederslips Marke "Wochenmarkt". Dann fand ich doch noch drei wirkliche Miederhosen und begab mich zur Kasse. Die ältere Dame nahm mir die Miederhosen ohne Argwohn ab und schaute auf die Wäscheschildchen, auf denen kleine Preisschilder mit erschwindelnden "2,-€" klebten.
IMG_5972 - IMG_5974
"Buh, drei für sechs!", schoss es mir sogleich in den Magen, aber ich hatte mich bereits in die Lumpchen verliebt und während der Wicht mir unaufhörlich zuraunte: "Mitnehmen, kauf sie , Frauen haben sie in die Lumpen geworfen, du musst sie retten, kauf sie, fühl wie kuschelig sie sind, ich will sie!", da drang die Frage: "Na, ist das auch die richtige Größe?", ernüchternd an mein Ohr. Ich lächelte mein Gegenüber verbindlich an und erwiderte: "Das passt schon, wissen sie, ich zieh die Dinger nicht an, ich sammle sie nur mit Begeisterung!" Die Dame schien das in keiner Weise zu irritieren und sie nahm mir die sechs Euronen dankend ab. Nun war es Zeit nachzusetzen: "Sie bekommen die Sachen sicher aus Haushaltsauflösungen? Ich bin auch an Hüfthaltern und Strumpfhaltergürteln interessiert." - "Ja, so was war auch schon mal dabei." - "Das muss auch nicht mehr tragbar sein, ich nehme es eventuell auch wenn es zerlumpt ist, oftmals sind die Strumpfhalter ja schon abgeschnitten, oder die Nähte sind aufgegangen..." - "Kein Problem, wenn ich das weiß, das sie so etwas suchen, aber das liegt dann hier vorn unter der Kasse." - "Ich würde dann alle paar Wochen mal nachfragen?" - "Gern!" Und immer noch schaute sie mich an, als ob ich sie nach einer Flasche Milch gefragt hätte. Ich bedankte mich und fand mein Hexlein in der Nachmittagssonne wieder. Hoffentlich werden die zerlumpten Wonnefetzen nicht teurer als ihr einstiger Ladenpreis...
LG, Karl