18.12.2010, 22:23
... und nachdem sie fast eine Stunde durch den Neuschnee gestapft war, fand sie, dass es doch recht kalt war. Sie hielt inne, entsann sich voll Wehmut der beheizten Stube und der drei Kerzen auf dem Kranze, zuckte dann die Schultern und wollte unbeirrt weiterstapfen, als ploetzlich die Luft erzitterte. Die alten Baumriesen schuettelten Reif und totes Moos aus ihrem Geaest, kreischend entflohen die Voegel in die Luefte, und keine 3 Meter vor Lillys Stiefelspitze tat sich mit grossem Getoese die Erde auf.
Senkrecht fuehrten die mattschwarzen Wandungen des Abgrundes in die Tiefe, gelblichen Dunst absondernd. Dann wogte eine orange-blubbernde Masse empor, schwappte wieder zurueck, und ebensoschnell, wie er sich aufgetan hatte, schloss sich der Hoellenschlund wieder. Es machte "plopp", und an der Stelle entzuendete sich ein kleines Flaemmchen. "Na sowas!", dachte Lilly, und starrte entgeistert auf naemliches Flaemmchen, das gruessend den Hut lupfte und diesen dann auf ein welkes Blatt in seiner Nachbarschaft warf. Ihr erster Impuls war, diesen seltsamen Ort so schnell wie moeglich zu verlassen, doch dann meinte sie, das Groebste sei doch offenbar schon ueberstanden.
Beinahe haette sie ihr von der Brandschutzausbildung verdorbener Charakter einen Scheebatzen auf die Flamme werfen lassen, doch dann siegte ihr Forscherdrang. Sie brach einen toten Ast aus dem Gebuesch und ruehrte damit in der sich bildenden Glut. Der Boden unter dem Brandherd war seltsam weich, sie konnte den Ast bestimmt 20cm hineinschieben. Sie drehte ihn mehrmals um seine Achse und zog ihn, zog eine roetlich-elastische Masse aus den Flammen, zog einen langen Faden, der in der kalten Luft sofort erstarrte, nur, um in naechsten Moment aufzuquellen und sich mit sich selbst immer wieder aufs neue zu verschlingen, sodass ein luftig-rosanes Gewebe entstand.
In kuerzester Zeit wurde des Gewebes immer mehr, und Lilly ueberlegte, ob sie dem Spuk vielleicht durch einen beherzten Stiefeltritt ein Ende bereiten koennte. Doch da verlangsamte sich der Prozess schon von allein, das Feuer sank in sich zusammen und erlosch schliesslich ganz. Um 15 Uhr 37 schloss sich die letzte Narbe in der rosanen Haut - und da lag er, ein nahezu gebrauchsfertiger Wintermantel, nur von seiner Konsistenz her noch etwas schwach auf der Brust.
Er wirbelte drei Mal durch die Luft und landete vollstaendig ausgehaertet vor Lillys Fuessen. Die klaubte ihn vom Boden auf ... und siehe da: er passte! "Na dann war es am Ende ja doch wieder zu etwas gut", traellerte Lilly vergnuegt und warf einen veraechtlichen Blick auf die feigen Voegel, die sich erst nach und nach wieder auf den Baeumen niederliessen und sie misstrauisch musterten. Mit der linken Hand zirbelte sie sich den langen weissen Bart, der ihr unterdessen gewachsen war, und mit der rechten griff sie den groben Jutesack, der - man weiss nicht woher - ploetzlich neben ihr stand. Alle Kaelte war vergessen, und mit dem Sack auf dem Ruecken stapfte sie immer weiter duch den Wald ...
Eure "frisch aus der Mantelroesterei kommende" Mottenlilly
Senkrecht fuehrten die mattschwarzen Wandungen des Abgrundes in die Tiefe, gelblichen Dunst absondernd. Dann wogte eine orange-blubbernde Masse empor, schwappte wieder zurueck, und ebensoschnell, wie er sich aufgetan hatte, schloss sich der Hoellenschlund wieder. Es machte "plopp", und an der Stelle entzuendete sich ein kleines Flaemmchen. "Na sowas!", dachte Lilly, und starrte entgeistert auf naemliches Flaemmchen, das gruessend den Hut lupfte und diesen dann auf ein welkes Blatt in seiner Nachbarschaft warf. Ihr erster Impuls war, diesen seltsamen Ort so schnell wie moeglich zu verlassen, doch dann meinte sie, das Groebste sei doch offenbar schon ueberstanden.
Beinahe haette sie ihr von der Brandschutzausbildung verdorbener Charakter einen Scheebatzen auf die Flamme werfen lassen, doch dann siegte ihr Forscherdrang. Sie brach einen toten Ast aus dem Gebuesch und ruehrte damit in der sich bildenden Glut. Der Boden unter dem Brandherd war seltsam weich, sie konnte den Ast bestimmt 20cm hineinschieben. Sie drehte ihn mehrmals um seine Achse und zog ihn, zog eine roetlich-elastische Masse aus den Flammen, zog einen langen Faden, der in der kalten Luft sofort erstarrte, nur, um in naechsten Moment aufzuquellen und sich mit sich selbst immer wieder aufs neue zu verschlingen, sodass ein luftig-rosanes Gewebe entstand.
In kuerzester Zeit wurde des Gewebes immer mehr, und Lilly ueberlegte, ob sie dem Spuk vielleicht durch einen beherzten Stiefeltritt ein Ende bereiten koennte. Doch da verlangsamte sich der Prozess schon von allein, das Feuer sank in sich zusammen und erlosch schliesslich ganz. Um 15 Uhr 37 schloss sich die letzte Narbe in der rosanen Haut - und da lag er, ein nahezu gebrauchsfertiger Wintermantel, nur von seiner Konsistenz her noch etwas schwach auf der Brust.
Er wirbelte drei Mal durch die Luft und landete vollstaendig ausgehaertet vor Lillys Fuessen. Die klaubte ihn vom Boden auf ... und siehe da: er passte! "Na dann war es am Ende ja doch wieder zu etwas gut", traellerte Lilly vergnuegt und warf einen veraechtlichen Blick auf die feigen Voegel, die sich erst nach und nach wieder auf den Baeumen niederliessen und sie misstrauisch musterten. Mit der linken Hand zirbelte sie sich den langen weissen Bart, der ihr unterdessen gewachsen war, und mit der rechten griff sie den groben Jutesack, der - man weiss nicht woher - ploetzlich neben ihr stand. Alle Kaelte war vergessen, und mit dem Sack auf dem Ruecken stapfte sie immer weiter duch den Wald ...
Eure "frisch aus der Mantelroesterei kommende" Mottenlilly